“Proud Like A God” war eine zwiespältige Angelegenheit. Natürlich, da war “Open Your Eyes”, unbestritten ein Song, der aufgrund seiner Qualitäten dazu verdammt war, ein Hit zu werden. Aber darüber hinaus beinhaltete der Erstling der Überflieger aus Göttingen arg viel Durchschnittliches und Unausgegorenes, von dem hohen Nervpotential des geradezu legendären – sowohl lyrischen, wie auch songwriterischen – Tiefschlages “Lords Of The Boards” einmal ganz abgesehen. Die gerade live oftmals eindrucksvoll unterstrichenen Fähigkeiten der Band und das Ausnahmeorgan von Sängerin Sandra Nasic ließen jedoch vermuten, dass ihr Potenzial bis dato nicht wirklich ausgeschöpft wurde. Die Bestätigung für diese These liegt jetzt vor: “Don’t Give Me Names” ist ein um ein ganzes Stück ausgeglicheneres Album als der Vorgänger geworden, wofür schon der Opener “Innocent Greed” erste Anhaltspunkte bietet. Natürlich steht und fällt der Song in erster Linie mit den Vocals von Nasic, die hier gleich zu Beginn zeigt, welche unglaubliche Ausdrucksbandbreite ihre Stimme zulässt: In einem Moment schwingt sie sich in glasklare Höhen auf, im nächsten röhrt sie sich mit einer solchen Urgewalt durch den Refrain, als gelte es ein Haus zum Einstürzen zu bringen. Dazu kommt aber, dass das Stück schlüssiger komponiert und runder arrangiert ist, als 90 Prozent dessen, was Guano Apes bis heute veröffentlicht haben. Auch das flüssig dahin rollende “No Speech” weiß zu gefallen und man beginnt zu ahnen, dass dieses Album mehr zu bieten haben könnte, als eine Single und einen Sack voll Lückenfüller. “Living In A Lie” schlägt dann erstmals ruhigere Töne an und ist mit seiner dezenten Streicherbegleitung ein zwar wenig bahnbrechender, wenn auch durchaus gefälliger Song geworden, dem genau wie “Heaven” handfeste Ohrwurm-Qualitäten zu attestieren sind. Kollege Iordanidis hat es bereits erwähnt, die Skunk Anansie-Anleihen sind zum Teil recht offensichtlich. Aber wenn das der Grund für die bedeutend solidere Basis der Stücke ist, kann man eigentlich nur gratulieren, denn diese Einflüsse sind nahtlos in den Bandsound integriert worden und keinesfalls nur abgekupfert. Trotz einiger gerade zum Ende hin auftretender Schwächen (“Dödel Up” – toller Titel auch; “Gogan”) – Respekt für soviel Fortschritt.